-mat- brandy * Hexen * Hexenprozesse * Letzte Änderung: 17. Dezember 1995
Vom Ketzer- zum Hexenprozeß
- 12. Jh
- Personengruppe:
Kartharer
- Vorwürfe:
Dualismus, dh. die Anerkennung zweier Prinzipien: des göttlichen,
das Geist, Seele und Himmel schuf, und des teuflischen, das
Körper und die Erde schuf. "Kinder des Teufels"
- Motive hinter den Vorwürfen:
Furcht der katholischen Kirche vor berechtigter Kritik. Furcht vor
Unterwanderung.
- Reaktion:
Uneinheitliches Vorgehen der Kirche, teilweise Verbrennung. Später
fallen sie der Inquisition zum Opfer.
- ab 1209
- Personengruppe:
Albingenser
- Vorwürfe:
Abfall von der katholischen Kirche
- Motive hinter den Vorwürfen:
persönlische Machtbestrebungen einiger Feudalherren (weltlich wie
geistlich)
- Reaktion:
kein Prozeß, Papst Innozenz III befiehlt den Kreuzzug. Ausrottung
nicht nur der Albigenser, sondern von Teilen der Bevölkerung
der Provence.
- nach 1215
- als Folge davon:
unter Innozenz III und Gregor IX wird die Inquisition unabhängig
von den Bischöfen und direkt dem Papst unterstellt. Eine Art des
Prozesses ist im Entstehen.
- 1234
- Personengruppe:
Stedinger Friesen (Bauern)
- Vorwürfe:
Teufel in Gestalt eines Bockes / Frosches
Homagium, Unzucht
- Motive hinter den Vorwürfen:
Dem Erzbischof von Bremen ging es um die Abgaben der Stedinger, die
sie ihm aus politischen Gründen verweigerten.
- Reaktion:
kein Prozeß, sondern Kreuzzug:
Vernichtung der Aufständischen bei Altenesch, der Rest erkennt
die Forderungen an.
- 1309 - 1311
- Personengruppe:
Templer (vorwiegend Söhne französischer Adliger; die durch
die Kreuzzüge enorme Reichtümer angehäuft hatten)
- Vorwürfe:
Anbetung eines Dämonen names Baphomet, Homagium, sexuelle Vermischung
- Motive hinter den Vorwürfen:
finanzielle Sorgen des Königs (Phillip der Schöne)
- Reaktion:
Verhaftung und Einziehung des Vermögens
keine Verteidigung gestattet, Papst löst den Orden auf; Widerruf
der Templer; Verbrennung
- 1335 - 1353
- Personengruppe:
Prozeß von Toulouse
- Vorwürfe:
Anbetung des Teufels, Sabbat, Reigentanz
- Motive hinter den Vorwürfen:
religiöser Fanatismus des Inquisitoren
- Reaktion:
Ketzerprozeß
Da die Verurteilten geständig waren:
8 Todesurteile, 11 lebenlängliche Haftstrafen, 44 20-Jahre
- 1435
- Personengruppe:
Jeanne d'Arc
- Vorwürfe:
Bezweiflung der Autorität der Kirche
- Motive hinter den Vorwürfen:
politische Gründe der Engländer
- Reaktion:
politischer Justizmord, als Ketzerprozeß geführt, Verbrennung
- 1459
- Personengruppe:
"Vauderie" von Arras
- Vorwürfe:
Teufel in Gestalt eines Bockes, Homagium, Ritt auf gesalbten Stöcken
zum Sabbat, Verunglimpfung der katholischen Kirche, sexuelle Vermischung
- Motive hinter den Vorwürfen:
religiöser Fanatismus des Inquisitoren
- Reaktion:
Übergang vom Ketzer- zum Hexenprozeß
Es wird dem Prozeß das Denunziationsprinzip hinzugefügt.
- um 1450
Der Buchdruck wird erfunden
Die Verbreitung von Schriften gegen Ketzer und Hexen verschärft
die Verfolgungen
- 1458 "Ketzergeißel"
Flagellorum haereticorum fascinariorum des Dominikaners Jacquier -
setzt die Existenz einer satanischen Sekte voraus, die den katholischen
Glauben unterhöhlt, und deren Taten, einschließlich des Fluges,
auf Realität beruhen. Er fügt den Merkmalen des Teufelsbundes
das "Stigma diabolicum" hinzu.
- 1459 "Fortalicium fidei"
ein Grundlagenwerk von Alphonso de Spina gegen Ketzer, Juden und andere
Nichtchristen. Die Luftfahrt "zauberischer Frauen" (ein abgrenzender
Begriff wie Hexe wird noch nicht verwendet) wird noch als Vorgaukelung
von Dämonen gesehen, was jedoch die Schuld der Frauen nicht mindert.
- 1484 "Summis desiderantes"
Ketzer/Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII richtet sich gegen den Abfall
vom katholischen Glauben bei Männer und Frauen gleichermaßen.
Der Vorwurf der Schadenszauberei konzentiert sich auf die Verhinderung
der Fruchtbarkeit bei Mensch, Tier und Pflanze.
- 1487 "Hexenhammer"
Malleus maleficarum, verfaßt von Jacob Sprengler und Heinrich
Krämer (Institoris). Dieses Werk betrachtet die Frau als
Hauptfeindin der Kirche. Durch seine genauen Anweisungen für die
Prozeßführung wurde es zu einem während der Zeit der
Hexenverfolgung immer wieder gedruckten Gebrauchswerk für
Hexenrichter.
- 16. Jh.
- Personengruppe:
besonders Frauen, aber auch Männer und Kinder
- Vorwürfe:
Hexenunwesen (dh. Ketzervorwürfe auf Frauen zugespitzt, mit dem
Zusatz der Schadenszauberei, und der Ausübung magischer Künste).
- Motive hinter den Vorwürfen:
Die Motive lassen sich immer weniger rational erfassen. Man kann sie nur
noch als frauenfeindlich und menschenverachtend bezeichnen.
- Reaktion:
Hexenprozeß (im Gegensatz zum Ketzerprozeß stand das
Todesurteil im voraus fest)
- 1585
ließ der Erzbischof von Trier so viele Frauen als "Hexen" verbrennen,
daß in zwei Dörfern jeweils nur noch zwei Frauen übrigblieben.
- 17. Jh.
- Personengruppe:
besonders Frauen, aber auch Männer und Kinder
- Vorwürfe:
Hexenunwesen (dh. Ketzervorwürfe auf Frauen zugespitzt, mit dem
Zusatz der Schadenszauberei, und der Ausübung magischer Künste).
- Motive hinter den Vorwürfen:
Die Motive lassen sich immer weniger rational erfassen. Man kann sie nur
noch als frauenfeindlich und menschenverachtend bezeichnen.
- Reaktion:
Hexenprozeß (im Gegensatz zum Ketzerprozeß stand das
Todesurteil im voraus fest)
- 1610
Letzte Hexenhinrichtung in Holland.
- 1630
Der Bischof von Würzburg läßt 1200 Männer und
Frauen verbrennen.
- 1630
Der Erzbischof von Bamberg läßt 600 Frauen und etliche
Männer verbrennen.
- 1676
Der Erzbischof von Salzburg läßt 97 Frauen wegen Anstiftung
einer Viehseuche verbrennen.
- 1684
Letzte Hexenhinrichtung in England.
- 1745
Letzte Hexenhinrichtung in Frankreich.
- 1775
Letzte Hexenhinrichtung in Deutschland.
- 1782
Letzte Hexenhinrichtung in der Schweiz.
- 1792
Letzte Hexenhinrichtung in Polen.
Schätzung der bei Hexenprozessen seit 1500 umgekommenen Menschen
100.000 sind in den überlieferten Unterlagen festgehalten.
200.000 nach Robbins.
9.000.000
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